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Boden umgraben oder nicht?


Früher war es gängige Praxis, den Boden im Gemüsegarten tief umzugraben und bis zum Frühjahr offen liegen zu lassen. Das Lockern diente dem Aufbrechen schwerer Ton- und Lehmböden durch Frost. Diese Praxis ist überholt. Einerseits haben die Frosttage deutlich abgenommen, sodass der Effekt kaum noch genutzt werden kann. Andererseits – und viel wichtiger – wird das wertvolle Bodenleben vollkommen auf den Kopf gestellt und massiv gestört. Die mühsam gebauten Regenwurm-Gänge, die natürliche Schichtung des Bodens und das Zusammenspiel der Kleinstlebewesen sollten so gut es geht erhalten bleiben. Tiefes Umgraben bringt viel zu viel Luft in den Boden, der Humusabbau wird beschleunigt und wir erreichen auf Dauer das Gegenteil: einen humusarmen Boden mit wenig Leben. Deshalb reicht in aller Regel ein oberflächliches Lockern des Bodens für die nächste Aussaat. Kompost braucht generell nur oberflächlich etwas eingearbeitet werden. Vorbild ist die Natur: hier gibt es keinen offenen Boden! OK, fast keinen, außer an extrem trockenen oder mageren Standorten – aber dort wächst auch kein Gemüse.

Jetzt im Herbst und über den Winter sollten wir die leeren Gemüsebeete bedecken und vor der Winterkälte schützen. Dazu dienen Laub, Grasschnitt oder auch gehäckselte Gartenabfälle als Mulch. Die Regenwürmer freuen sich und arbeiten vieles davon im Laufe des Winters in den Boden. Man könnte auch Flächenkompostierung sagen. Die Reste können vor der nächsten Saat oder Pflanzung auf die Seite gerecht oder auf den Kompost gebracht werden. Flaches Umgraben ist nur dort erforderlich, wo kranke Pflanzenteile oder viel Unkraut aus Vorsorge mit Erde überdeckt werden sollen. Sonst dürfen wir generell auf Umgraben verzichten.

Eine Alternative zum Mulchen ist die Aussaat von Gründüngung. Die Pflanzen nehmen frei verfügbare Nährstoffe auf und verhindern deren Auswaschung. Wegen der Kälte ist im Oktober nur noch Winterroggen möglich. – Die Gründüngung bleibt bis zum Frühjahr stehen und wird dann flach umgegraben.

Übrigens hat die Landwirtschaft aus denselben Gründen vom tiefen Pflügen auf flaches Grubbern umgestellt. Meist wird auch Gründüngung gesät. Es funktioniert.

Veröffentlicht in Garten am 21. Oktober 2021