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Bräuche in der Karwoche


Wenn der Frühling bereits erste Triebe an Bäumen und Sträuchern zulässt und die Palmweiden blühen, dann werden in Stadt und Land die Buschen für die Weihe am Palmsonntag gebunden. Nach altem Brauch werden diese so bunt wie nur möglich geschmückt und mit österlichen Symbolen versehen. Früher hatte das Jungvolk mit der Höhe der Palmbuschen gewetteifert, sodass sich so manche Kirchentüre als zu niedrig erwies, um die mächtigen Gebinde hindurch zu bringen.

Wer an diesem Tag als letzter der Familie aus den Federn kommt, ist der „Palmesel“. Ein Spotttitel, der etwas sarkastisch auf den Einzug des Herrn in Jerusalem auf dem Rücken des störrischen Lasttieres hinweisen soll.

Die geschnitzten Palmeseln mit einer segnenden Christusfigur obenauf, die früher die Kirchen zierten und die Prozessionen begleiteten, sind schon lange aus der Mode gekommen. Man findet sie höchstens noch in den Museen wie etwa im Traunsteiner Heimathaus. Dieser allerdings ist aus dem Jahr 1574 und zählt zu den ältesten und zugleich eindrucksvollsten. Er kam einst vom Kloster Frauenchiemsee hierher.

Ein ganz spezifischer Traunsteiner Brauch war die sogenannte Bäckertaufe. Sie wurde am Palmsonntag öffentlich an zwei Bäckerlehrbuben vollzogen, in dem man sie zum Abschluss der Brezenbackzeit in die Rossschwemme am Schrannenplatz warf. Früher durften die Brezen nur von Sebastiani (20. Januar) bis zum Palmsonntag gebacken werden. 

An den Kartagen kehrt pietätvolle Stille ein. Vom Gründonnerstag bis zum Halleluja der Osternacht verstummen die Glocken. Man sagt, sie fliegen nach Rom. An ihre Stelle tritt das monotone Schnarren der Karfreitagsratsch`n. In mancher Kirche hat noch ein Heiliges Grab die Zeit der Aufklärung überdauert und findet als Zeugnis ehemaliger Barockfrömmigkeit wieder Beachtung.

Die Hühnereier, die die Bäuerin am „Speispfinzda“, also am Gründonnerstag den Nestern entnimmt, sind für die Speisenweihe am Ostermorgen bestimmt. 

Der Liturgie folgend geht man am Karfreitag zur Kreuzverehrung, zum „Herrgottsbusseln“, wie früher gesagt wurde.

Zuhause gibt es am Karfreitag nur eine dürftige Fastenspeise. Dafür darf dann das Ostermahl umso üppiger ausfallen.


Veröffentlicht in Kultur & Brauchtum am 07. April 2022