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Faschingszünftige Bauernhochzeit

Eine Tradition in Bergen


Alle zehn Jahre wird in Bergen am Faschingssonntag die traditionelle „faschingszünftige Bauernhochzeit“ gefeiert. Das letzte Mal fand sie 2019 statt. Erstmals nachweisbar ist dieser Brauch 1886 und als die Urheber gelten die Maxhüttler. Nach der mündlichen Überlieferung soll der erste Hochzeiter der Eicher-Xari gewesen sein. Ab 1920 kann durch Fotos und Berichte nahezu lückenlos nachgewiesen werden, welchen Mitwirkenden bei der Bergener Faschingshochzeit jeweils welche Funktion oblag. Die Faschingshochzeit wird überwiegend im historischen Trachtengewand gefeiert, was ebenfalls durch Fotos belegbar ist.

Der Ablauf entspricht einem genau überlieferten Ritual, das den Gepflogenheiten der Bauernhochzeiten um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert nachempfunden wird. Der Unterschied ist lediglich das „Faschingszünftige“, das Legere und Lockere mit einem lustig-komischen Anstrich. Dies kommt bereits in dem ungleichen Brautpaar zum Ausdruck. Es handelt sich meist um einen ehrengeachteten ledigen Bauernburschen auf der einen und eine tugendsame, gleichwohl aber längst überständige Jungfrau auf der anderen Seite. Im Gegensatz zu den auch anderswo gefeierten „Bettelhochzeiten“ ist in Bergen der Hochzeiter ein Mann und die Braut eine Frau. Dabei ist aber folgendes wichtig: Ist die Braut groß und breitschultrig, dann ist der Bräutigam ein ganz kleines, schmächtiges Mandl, ist hingegen die Hochzeiterin zart und klein, dann ist der Hochzeiter ein mächtiges Mannsbild.

Seit ihrer Entstehungszeit wird die Faschingshochzeit möglichst genau nach der Überlieferung gefeiert. Vom Progoder bis zum Hennerklemmer, von der B’schau und vom Kranzbinden bis zu den eisenbereiften Wägen mit Bauernrössern, dem Aufwecken, dem Kranzlpaar, den Vettern und Basen bis hin zu den Weisen wird alles den vorhergehenden Faschingshochzeiten entsprechend nachvollzogen. Selbst auf alte Ladersprüchl und „Koppulierungstexte“ sowie Ansprachen beim Weisen kann zurückgegriffen werden.

Von Anfang an waren auch Grattlerwägen dabei, was so gedeutet wird, dass nicht nur die bessere Schicht mit Frack und Zylinder und die bäuerliche Bevölkerung im „almerischen Gwand“, sondern auch Bevölkerungsschichten wie Grattler oder Hausierer herzlich willkommen waren. Die Hochzeitsfeierlichkeit wird nach altem Brauch mit der Bergener Francaise eröffnet. Schließlich wird selbst das Heimgeigen nach altem überliefertem Brauch den historischen Vorgaben nach unverfälscht nachvollzogen.

Dass sich Brauchtum auch weiterentwickelt und neue Elemente aufnimmt, zeigt sich in der 1979 eingeführten Mitwirkung von König Ludwig II mit Sissi und Hofstaat. Die Organisatoren werten dies als eine große Anerkennung. „Die Anwesenheit des Kini sei der Broznhochzeit durchaus angemessen“ heißt es im Bergener Heimatbuch.

Veröffentlicht in Kultur & Brauchtum am 21. Februar 2022