Man muss „Die Herdflamme der Heimat“, das Standartwerk der Heimatdichterin Franziska Hager zur Hand nehmen, um im Verständnis zu diesem Marienfest die tieferen Wurzeln zum anhängenden Brauchtum zu erfassen. Die Kennerin des heimatlichen Althergebrachten spricht da auch nicht vom Mariä Himmelfahrtstag, allenfalls von „Unserer lieben Frauen Tag der Ehren“, oder gar noch bodenständiger vom „Kräuterweihbüschltag“.
Der Brauch der Kräuterweihe drückt das uralte Menschheitsbedürfnis um den Segen Gottes und die Fürsprache den Hl. Maria für die eigene Gesundheit aus. Dabei mischt sich Glaube, Aberglaube, volksmedizinische Kenntnis und abstruse Heilkunde zu einem seltsam erscheinenden Konglomerat zusammen. Dies beginnt bereits beim Aufsammeln der Kräuter, das „von Menschen ungesehen, wortlos und im nüchternem Zustand“ zu erfolgen hat. In ein solches, zur Weihe getragenes Büschl gehören das Labkraut oder „Unserer lieben Frauen Bettstroh“. Wer die Schafgarbe dazugibt, dem können die Hexen nichts antun. Baldrian und Bibernell, oder auch die Pimpernelle genannt, sind hilfreich gegen die Pestilenz, denn eine alte Volksweisheit versprach, „Trink Bibernell, dann sterbst net so schnell“. Der Baldrian hingegen, die Pflanze des germanischen Gottes Balders, wurde von den Brautleuten in die Weihbuschen hineingebunden, damit ihnen die bösen Geister fernbleiben. Die „brennend Liab“ aber, oder besser gesagt, das flammende Herz, diese Blume darf nicht dabei sein, denn diese nimmt sich der Teufel. Die Kamille muss dabei sein, gegen allerlei Krankheiten im Haus, genauso wie das Tausendgüldenkraut, die Arnika oder die Johannisblume und der Wermut, er ist für alles gut. Der sonnengelbe Alant, das „ Auge Wotans“ soll auch nicht fehlen und schließlich auch nicht die Königs- oder Muttergotteskerze, auch Himmelbrandblüh genannt. Sie soll unbedingt hinein kommen. Und nicht zu vergessen, die Hauswurz, das Allheilmittel schlechthin. Sie heilt praktisch alles an kleinen Verwundungen - vom „Treter“ beim Barfußlaufen angefangen, bis hin zum „Zietracher“ dem Bamhackl, der einen offenen Fuß mit Wehdam verursacht. In alten Anleitungen wird noch der Frauenschuh, alten Vorstellungen nach der Schuh der Venus, als Beigabe empfohlen, muss aber heutzutage aus Gründen des Naturschutzes ausscheiden.
Um den „Tag der Frauen“, so schreibt die Hager, steht die Natur in ihrer höchsten Kraft und ist den Menschen hold. Nach alter Überlieferung beginnt am 15. August der sogenannte „Frauendreißiger“ und dauert bis zur Septembermitte. Während dieser Zeit sollen die giftigen Tiere ihre unheilvolle Gewalt verlieren.