Für die Osterfeiertage braucht man das schönste Frühlingswetter – in jeder Hinsicht. Einmal schon wegen dem Osterhasen, damit dieser trocknen Fußes die Eier ins Nest legen kann. Bis vor nicht allzu langer Zeit war er im Chiemgau noch unbekannt. Doch dann setzte er zu einem Siegeszug an, den niemand mehr aufhalten konnte und wollte. Das possierliche Fabelwesen ist längst der Favorit der Kinderherzen, hat er doch für die aufregenden Gelege in den österlichen Vorgärten zu sorgen.
Zu den alten Osterbräuchen gehört es, das bemalte Eier, gebackene Osterlämmer, Geräuchertes, Brot und Salz am Ostermorgen zur Speisenweihe in die Kirche gebracht werden. Dieses „Gweichtsessen“ ist eine bedeutende Zeremonie im Familienleben.
Nach der Feuerweihe tragen die Kinder des Dorfes oder der Stadt das Osterfeuer in die Häuser und erhalten dafür eine kleine Ostergabe. Die Godnkinder, also die Patenkinder, werden reichlicher beschenkt.
Unter den Landkindern war früher das „Oarscheibm“ weitverbreitet. Über zwei gekreuzte Rechen wurden die bemalten Eier herunter gerollt. Sieger war der oder diejenige, mit den meisten heil gebliebenen Eiern. Ein anderer kleiner Wettbewerb, war das „Oarpecken“. Dabei konnte nur der als Gewinner hervorgehen, der das Ei mit der dicksten Schale besaß.
„Nach Ettendorf, treu alter Sitte, jed`Jahr wir halten frohe Fahrt! Sankt Georg halten wir in Mitte, nach biederer Väter Ritterart“, so lautet der Wahlspruch, des Traunsteiner Georgiverein seit altersgrauen Zeiten.
Was den Tölzern die Leonhardifahrt, den Waldlern in Furth der Drachenstich oder den Kötztingern der Pfingstritt, das ist den Traunsteinern der Georgiritt am Ostermontag: ein absoluter Höhepunkt im Jahreslauf des kulturellen Lebens im Chiemgau. Georgiritt und Schwertertanz haben Traunstein weit über die Grenzen Bayerns hinaus bekannt gemacht. So formuliert es Willi Schwenkmeier, der selber alljährlich im historischen Gewand des Scharfrichters die Gruppe der Landsknechte begleitet.
Dem Geschehen voraus gehen immer die sog. Rittbitten in den umliegenden Gemeinden, wobei es schon zum guten Ton gehört, zuzusagen, am Umritttag mit Tracht und prächtig geschmückten Rössern oder Gespannen dabei zu sein.
„Hie gut allweg, alten Brauches Pfleg. Nach Ettendorf wir reiten, wie zu Väters Zeiten!“ Der Chiemgau hat wieder seinen Festtag zurück, nach coronaschweren Jahren.